von Lisa Mathofer

Gelsenkirchener Fabian Lammers wird zum Priester geweiht

Mit 16 Jahren zog der Gelsenkirchener Fabian Lammers von der Ruhrgebietsstadt aufs Land und ging in ein Kloster, um seinen Berufswunsch zum Priester zu überdenken. Am Freitag, 18. Mai, wird der 28-Jährige nun im Essener Dom zum Priester geweiht.

Priester zu werden, das hat sich Fabian Lammers lange und gut überlegt. Es war eine Findungsphase, die ihn schon als Jugendlicher stark beschäftigt. Dabei beschreibt der 28-Jährige seine kirchliche Laufbahn selbst als klassisch: Messdiener, Jugendleiter, Lektor in seiner Heimatgemeinde St. Joseph in Gelsenkirchen-Schalke. In seiner Jugendzeit wird er jedoch immer wieder von Priestern vor Ort auf den Priesterberuf angesprochen. „Ab und zu habe ich schon darüber nachgedacht“, erinnert er sich.

Dann fasst er den Entschluss, dieser Idee genauer auf den Grund zu gehen, an einen anderen Ort zu gehen, um darüber nachzudenken. Nach der 10. Klasse geht er vom Gymnasium, macht ein Praktikum im Nikolauskloster in Jüchen. „Ich wollte so eine Entscheidung einfach nicht am Schreibtisch treffen“, sagt er. Die kurze Auszeit bestätigt ihn: Mit 16 Jahren zieht Fabian Lammers von Zuhause aus, um für die nächsten drei Jahre in dem Kloster zu leben. Sein Abitur macht er parallel dazu auf dem Dorfgymnasium. „Das hat mich sehr beeindruckt, wie sehr das geistliche und das praktische Leben verwoben waren und ich als ganz normaler Schüler dort leben konnte“, erzählt Lammers.

Durch Familie und Freunde unterstützt

Seine Eltern sind von der Entscheidung ihres ältesten Sohnes überrascht, aber ermutigen und unterstützen ihn. „Ich glaube, sie haben sich gewundert, da ich sonst eher auf Sicherheit und Planung bedacht war und nicht solche spontanen Entscheidungen getroffen habe“, sagt Lammers und lacht. Auch in seiner neuen Schulklasse wird er gut aufgenommen. Das Kloster ist in der kleinen Gemeinde bekannt, die Mitschüler sind interessiert an seinem anderen Lebensweg, viele Freunde von damals trifft er auch heute noch. Die Entscheidung zum zölibatären Priesterlebenmitten im Jugendalter - von Freunden umgeben zu sein, die feiern gehen, Partnerschaften eingehen. „Das hat mich schon beschäftigt, aber das Klosterleben hat den Verzicht immer wachgehalten“, sagt Lammers.

Im Sommer 2010 entscheidet sich Fabian Lammers dann endgültig dazu,  die Priesterausbildung zu beginnen. Er bewirbt sich bewusst beim Bistum Essen: „Ich bin nun mal ein Ruhrgebietskind, ich kann mir nicht vorstellen in die weite Welt hinauszugehen und mein Leben nicht zuhause zu verbringen“, erklärt Lammers seine Entscheidung. An der Bochumer Ruhr-Universität beginnt er sein Studium, nach zwei Freisemestern an der Würzburger Universität beendet er die letzten Semester 2016 schließlich in Münster. Während seiner Vorbereitungszeit auf das Studium verbringt Fabian Lammers ein Jahr in Israel – eine Zeit, die ihn besonders prägt: „Das war wunderschön und hat mir nochmal einen kräftigen Impuls gegeben, weiterzumachen.“

„Ich fühle mich sehr sicher und freue mich auf diesen Weg“

Seit dem Studium arbeitet er als pastoraler Mitarbeiter in der Pfarrei St. Pankratius in Oberhausen-Osterfeld, seit drei Monaten lebt und arbeitet er auch im Priesterseminar in Münster. Auf dem Stundenplan stehen etwa Übungen zur Beichte und Liturgie oder vielfältige Themen wie priesterliche Lebenskultur, Öffentlichkeitsarbeit oder christliche Kunst. Aber auch auf die anstehende Priesterweihe amFreitag, 18. Mai, vor Pfingsten im Essener Dom bereitet sich Fabian Lammers zusammen mit seinen zwei Kurskollegen in diesen Wochen vor. Zweifel an seiner Entscheidung sind auch in dieser intensiven Phase nicht gekommen. „Ich fühle mich sehr sicher, sehr wohl und freue mich auf diesen Weg“, sagt er. Dennoch schaue er nüchtern auf die Zukunft, kenne die Herausforderungen.

Für ihn zählt als Priester vor allem die Nähe zu den Menschen: „Das Schöne ist, dass man die Menschen von der Geburt bis zum Tod begleiten darf, Menschen, die man erstmal nicht kennt. Das macht für mich den Reiz aus: Ich bin geistlicher Wegbegleiter, aber lerne auch von den Menschen.“ Nach seiner Priesterweihe wird der 28-Jährige als Kaplan in der Essener Pfarrei St. Dionysius arbeiten. Eine neue Aufgabe, auf die er sich freut: „Immer wieder Anfänger sein zu dürfen und die Dinge auch so zu sehen.“ Auf einen zukünftigen Wandel in den Pfarreien des Bistums hat er sich schon jetzt eingestellt, sieht das Zusammenwachsen von Gemeinden und Pfarreien aber als Herausforderung, die zu meistern ist: „Wir müssen noch flexibler sein und werden mehr unterwegs sein. Aber ich habe keine Angst davor, dass sich Vieles verändern wird. Darauf werde ich reagieren müssen, mich immer wieder neu ausrichten.“

Pressestelle Bistum Essen

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